Lebt und arbeitet in Basel und Mulhouse.
1999 Aufnahme in den Vorkurs Schule für Gestaltung (SfG), Basel.
2002 bis 2006 Ausbildung an der Bildhauerschule Müllheim, Diplom in St. Gallen.
2007 Gründung des Bildhauerateliers Eidolon in Basel.
2009 bis 2020 Kunstvermittlerin am Forum Würth Arlesheim.
Seit 2013 Mitglied des trinationalen Künstlerkollektivs Motoco, Mulhouse.
Seit 2015 Mitglied bei Visarte Schweiz.
Regelmässige Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland, vertreten in verschiedenen Galerien und Messen. Ihr Werk befindet sich in der Sammlung Würth, im Skulpturenpark Schönthal und diversen Privatsammlungen sowie im öffentlichen Raum.
2023 Belchendreieck 3:4:5, Skulpturenpark Kloster Schönthal
2023 Artist in Residence, Kloster Schönthal Langenbruck
2022 Kunst am Bau, Granitstele, Alnaturacampus Darmstadt
2022 Skulpturenwettbewerb, Belchendreieck, Landesgartenschau Neuenburg am Rhein
2022 Pythagoras Cave, Samos
2017 Kunst am Bau, Jai Jagat, Cesci, Madurai, Indien
2016 Aufnahme in die Kunstsammlung Würth, Künzelsau
2015 Aufnahme in die Sammlung Gemeinschaftsbank, Bochum
2014 Ankauf einer Grossskulptur Alnaturacampus, Darmstadt
2013 Förderstipendium durch die Sampo Stiftung
2007 Förderstipendium durch die Hélène & Marcel Perincoli Stiftung
2007 Diplom mit Auszeichnung, St. Gallen.
Der Zustand der Erde ist fragil, die Ressourcen werden knapp und zeitgleich erweitert sich das Wahrnehmungsfeld der Menschen - wir beschreiten neue Dimensionen. Wie reagiere ich als Künstlerin darauf und wie spricht sich die Multidimensionalität und Multimedialität in meinen künstlerischen Positionen aus?
Mit meinen Skulpturen und raumspezifischen Arbeiten versuche ich Orte alternativer Zugänge zu schaffen – um Mensch und Natur in einen Dialog zu führen. In meinen begehbaren Räumen, aber auch in meinen figurativen Plastiken, untersuche ich immer die sozialen Möglichkeiten des skulpturalen Arbeitens. Ich interessierte mich für die Transformation von Material durch Form und von Form zu Material und die Positionierung dessen im Raum: Was macht das eine mit dem anderen, wie stelle ich mich als Betrachterin in dieses Verhältnis? Die Kombination von z. B. grossen Felsbrocken und flüssigem Wachs sind Hauptakteure auf diesem Weg. Mein Credo heisst, immer wieder neu anfangen.
Im Grunde genommen gehe ich mit meiner Form- und Raumsuche immer der Frage nach dem Leben bzw. dem Lebendigen nach und versuche die Unterschiede zwischen der Potenzialität des Menschen und dieser der Technik auszuloten. Mit verschiedenen Materialien, Umsetzungs- und Ausdrucksformen versuche ich dem nachzuspüren, was den Menschen zum Menschen - was ihn unantastbar - macht.
Barbara Philomena Schnetzler / November 2022
BZ, 27. Mai 2022
Von Formen und ihrer Überschreitung – Zu den Plastiken und Zeichnungen von Barbara Schnetzler
Dr. Invar-Torre Hollaus – Basel, Februar 2015
Im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Barbara Schnetzler stehen die Erscheinung des Menschen, respektive amorphe, figurative Formen. Bereits ein flüchtiger Blick auf eine Auswahl ihrer Arbeiten offenbart eine große Vielfalt in Bezug auf die verwendeten Materialien und auf den in den verschiedenen Techniken zur Geltung gebrachten Reichtum künstlerischer Ausdrucksweisen. Dabei zeigt die Künstlerin in ihrem noch jungen Werk sowohl in den Plastiken als auch den Zeichnungen ein hohes Maß an Neugierde beim Erkunden gestalterisch unbekannter Wege, eine sorgfältige, sensible Bearbeitung des jeweiligen Materials wie auch eine wache, differenzierte Wahrnehmung im Umgang mit dem eigenen Tun. In beiden Medien zeigt sich ein intensiver und sich gegenseitig befruchtender Dialog zwischen formgebundenen, beschreibenden und formbefreiten Linienverläufen, aus denen sich letztlich die Figur konstituiert. Dieses Wechselspiel wirkt sich zusätzlich potenzierend auf das Verhältnis von Figur und Raum aus, welches sich in vielfältiger Weise in statischen, stabilisierenden oder dynamischen, fragilen Formverläufen äußern kann. Der konventionelle Konturverlauf, der der Figur seine festigende Hülle verleiht, wird dabei regelrecht aufgebrochen und geht oft weit über diesen hinaus, wodurch die Figuren sich in einem – wenn auch physisch nicht greifbaren – auratischen Wirkungsraum zusätzlich gebärden und entfalten können. Zeichnungen Gerade bei Bildhauern erweist sich die Arbeit im zweidimensionalen Medium der Zeichnung als überaus fruchtbar im Dialog mit dem plastischen Werk. So auch bei Barbara Schnetzler. Ihre Zeichnungen sind weit mehr als bloße Übungen in Proportion, FigurRaum-Verhältnis, Sicherheit in der Linienführung und dergleichen, die den Plastiken als Skizzen vorausgehen. Die Zeichnungen bilden in ihrem Schaffen einen eigenständigen Zweig, die dem Bertachter erhellende Einsichten in ihre plastischen, dreidimensionalen Arbeiten liefern. Die Linienführung wird dabei nur selten als streng konturierend aufgefasst. Der zum Strich angesetzte Stift oder Pinsel gerät immer wieder ins Stocken und zeigt dabei abrupte Unterbrechungen, Krümmungen und die bekannte Form nimmt überraschende Wendungen. Dies resultiert allerdings nicht aus einem technischen oder perzeptuellen Unvermögen heraus. An diesem Aspekt werden vielmehr zwei wesentliche Dinge deutlich. Zum einen zeigt sich, dass wahrnehmendes Sehen eine aktive, bewusste Tätigkeit ist. Die Wahrnehmung und das daraus resultierende Empfinden werden geistig und empathisch reflektiert. Im Akt des Zeichnens, beim Anblick der gezogenen Linie, wird dem Zeichner seine Handlung bewusst und auf dieses Resultat gilt es bereits während des Zeichnens unmittelbar zu reagieren. Zum anderen zeigen diese im Grunde nichts Konkretes beschreibenden Linien und Strichkürzel, die das Objekt nur umreißen, anstatt in einer fixen Form zu binden, dass solche der Wiedergabe und dem Wesen eines organischen Objekts weitaus mehr entsprechen, als ein konventionelles, rein akademisch verstandenes Nachzeichnen einer äußeren, das Objekt umhüllenden Form. Die Figur steigt gewissermaßen aus diesen abstrahierenden und reduzierten Linienverläufen amorph hervor und konstituiert sich vor dem Betrachter immer wieder aufs Neue. Auf diese Weise werden dem Betrachter die Kräfte und Energieströme, die einem Organismus innewohnen, bewusst und nachvollziehbar vor Augen geführt. Plastiken An den Plastiken von Barbara Schnetzler fällt zunächst die Vielfalt an verwendeten Materialien auf: verschiedene Steine, Hölzer, auch Metalle und moderne Baustoffe; folglich Materialien aus völlig unterschiedlichen Härte- und Dichtegraden, die eine entsprechend achtsame Behandlung während ihrer Bearbeitung erfordern. Was die Plastiken in all ihrer unterschiedlichen Materialität, Eleganz und Widerständigkeit eint, ist ein durchdachtes – und keineswegs beliebiges oder willkürliches – Spielen und Experimentieren im Überschreiten bekannter und konventioneller Formen und Körper. Geometrisch klare wie amorphe und rohe Formen, mit mitunter nur minimalistisch erscheinenden Eingriffen, stehen einer makellos glatten oder spröden Oberflächenbeschaffenheit gegenüber. Die gestalteten Körper befinden sich in einem permanenten Wechselspiel von innerer wie äußerer (und entäußerter) Spannung und Entspannung – physischer wie empathischer und psychologischer. Im von der Schwerkraft vorgegebenen Koordinatenfeld vertikaler und horizontaler Dynamismen und 2 Rhythmen dehnen sie sich aus oder ziehen sich zusammen. Damit sucht Barbara Schnetzler die dem Leben innewohnenden Kräfte, die einen jeden Organismus im Gleichgewicht und unter Spannung halten, künstlerisch einen adäquaten Ausdruck zu verleihen. Die Sockel tragen ebenso einen wichtigen Teil zu dieser Wirkung bei. Sie arbeiten der Skulptur gewissermaßen zu und dienen nicht bloß einer rein zweckmäßigen Verwendung. Die Sockel schaffen in ihrer eigenen Materialität und Beschaffenheit einen Kontrapunkt zum Objekt, welches auf diesen ruht oder von diesen getragen wird. Auf diese Weise entwickelt sich nicht nur ein Dialog zwischen Sockel und Skulptur, der das spezifische Objekt nicht nur im Raum artikuliert und präzisiert, sondern auch zwischen der Skulptur und ihrer Umgebung, die sich – vom Sockel getragen – in dieser behauptet und sich einen Platz schafft. Titel Neben sachlich beschreibenden Titeln wie Torso oder Sitzende oder auch anonymen Titeln wie Ohne Titel, die dem Betrachter einen völlig subjektiven Interpretationsfreiraum anbieten, finden sich immer wieder bewusst gewählte, assoziative Titel wie Ich bin, Zeige Deine Wunde (beide aus dem Jahr 2011) oder Im Leben (2013), mit denen die Künstlerin eine deutliche Position reklamiert, die sich unmittelbar und direkt auf das Leben beziehungsweise das Dasein des Menschen bezieht und diese selbstbewusst im Titel zum Ausdruck bringt. Es spricht für die Qualität der Arbeiten, dass sich der Betrachter in keiner Weise weder von den Werken noch von der jeweiligen Betitelung in seiner eigenen Wahrnehmung und Lesart eingeschränkt fühlt. In der Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen von Barbara Schnetzler erfährt der Betrachter eine alternative Sichtweise, an denen er sich reiben kann. In solch einem Dialog mit dem Kunstwerk wird sich der Betrachter seines Daseins und seines Orts in der Welt bewusst, sodass er sich immer wieder neu ausrichten und die eigene Befindlichkeit reflektieren kann. Kunstwerke entspringen direkt aus dem Lebensprozess und versuchen Antworten auf diesen in einer von Konventionen und Zwängen befreiten, unabhängigen und mitunter subversiven Art zu geben. Daher ist Kunst immer ein dynamisches, kraftvolles und aktives Überschreiten, nie nur statisch, energiefrei oder passiv-konsumierend. Dieser Prozess des Überschreitens lässt sich im künstlerischen Schaffen von Barbara Schnetzler in individueller Weise lohnend nachvollziehen.